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Schule und Gewerbe am selben Tisch

Das duale Bildungssystem ist in der Schweiz eine Erfolgsgeschichte. Eine grosse Herausforderung für Jugendliche ist aber das Finden einer passenden Lehrstelle. Entscheidend für den Erfolg ist die Schnittstelle zwischen Schule und Lehre.

Dank einer Initiative der «Arbeitsgruppe Bildung» des Entwicklungsträgers Region Luzern West trafen am Mittwoch, 10. November, also am Vorabend des diesjährigen Zukunftstags, im Schulungsraum der SIGA in Ruswil Schulleitungsmitglieder, Lehrpersonen und Vertreter von Lehrbetrieben zusammen, um nach Optimierungen beim Übertritt in die Lehre zu suchen.   

Auslegeordnung zeigte Stärken und Schwächen des Systems auf
In Videoeinspielungen berichteten Schülerinnen, Schüler und Lernende über ihre Probleme und Erfolgserlebnisse auf der Suche nach der passenden Lehrstelle. Aus weit über 200 möglichen Ausbildungswegen den richtigen Beruf zu finden, stellt für die meisten Jugendlichen eine grosse Herausforderung dar. Zukunftstage, die in vielen Gemeinden angebotenen Lehrstellenparcours sowie die Bildungsmesse ZEBI auf der Luzerner Allmend vermitteln wichtige Einblicke. Mit der Absolvierung von Schnupperlehren kann die Suche weiter konkretisiert werden. Sekundarlehrer André Studer, Ruswil, legte dar, welches in diesem Prozess die vordringlichsten Aufgaben der Lehrpersonen sind. Besonders zu Beginn des Berufswahlunterrichts ist es häufig wichtig, dass sich Lernende nicht selbst auf zu wenige Berufe fokussieren. Zudem müssen einige Schülerinnen und Schüler unterstützt werden, damit die Motivation für die Berufsfindung erhalten bleibt. Schliesslich gehört es zur Aufgabe der Lehrperson, anzusprechen, wenn berufliche Anforderungen und persönliche Fähigkeiten nicht übereinstimmen. 
In ihren Ausführungen zeigten zwei Vertreter des Ruswiler Gewerbes, Benno Geisseler und Christian Vogel, Probleme auf, die sich aus ihrer Sicht stellen. Gesamtschweizerisch wird im Durchschnitt mehr als jeder fünfte Lehrvertrag aufgelöst, Tendenz steigend. Allein diese Tatsache macht deutlich, wie wichtig es für Lehrstellenanbieter wie angehende Lehrlinge ist, den Berufswahlprozess seriös anzugehen, um nicht einerseits Fehlinvestitionen und andrerseits Frustration zu hinterlassen. Weiter führten die Gewerbler aus, dass es heute, angesichts steigender Anforderungen in der Berufswelt, anspruchsvoll ist, auch weniger qualifizierten Schulabgängerinnen und Abgängern eine adäquate Ausbildung anzubieten. Nach wie vor spielen bei der Lehrlingsauswahl auch nichtfachliche Kompetenzen wie das Sozial- und Arbeitsverhalten eine entscheidende Rolle. Schliesslich führe nichts an der Tatsache vorbei, dass schulische Grundfertigkeiten im Schreiben und Rechnen, und zunehmend im Bereich Informatik, unabdingbare Voraussetzungen sind.

Schnupperlehre ist zentrales Instrument bei der Berufswahl 
In den nachfolgenden Gesprächen mit wechselnden Diskussionsgruppen wurde betont, dass sowohl für Lehrstellenanbieter wie für angehende Lehrlinge das Angebot von Schnupperlehren vordringlich ist, da sie den Schülerinnen und Schülern einen individuellen Einblick in die Berufswelt ermöglichen. Wie die Diskussion zeigte, bestehen oft unterschiedliche Vorstellungen über den Zweck der Schnupperlehre. Während einige Anbieter die Schnupperlehre als Mittel sehen, Jugendlichen einen Beruf näher zu bringen, betrachten sie andere als Teil des Auswahlverfahrens. Dies ist ebenfalls verständlich, da Schnupperlehren für einen Betrieb mit grossem Aufwand verbunden sind. Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang, dass Ziel und Zweck von Schnupperlehren vorgängig geklärt sind.

Gymnasium oder Lehre
In den Diskussionsgruppen wurde auch angesprochen, dass es für viele Berufsgruppen zusehends schwerer wird, offene Lehrstellen mit geeigneten Jugendlichen zu besetzen. Mit ein Grund dafür ist der steigende Anteil von Schülerinnen und Schülern, die nach der Volksschule in die Kantonsschule übertreten. Rund 19 Prozent der Jugendlichen wechseln im Kanton Luzern nach der Primarschule ins Langzeitgymnasium, was im schweizerischen Vergleich ein eher tiefer Wert ist. Von den Abgängern der Sekundarschulen treten jeweils rund 75 Prozent eine Berufslehre an. Es wird in Zukunft eine wichtige Aufgabe bleiben, die Berufslehre gegenüber dem gymnasialen Weg attraktiv zu halten. Wie die Diskussionen zeigten, ist in diesem Bereich eine gute Information der Eltern von Bedeutung, da einige das duale Bildungssystem nicht aus eigener Erfahrung kennen. So waren sich auch alle Diskussionsteilnehmer einig, dass der Einbezug der Eltern im Berufsbildungsprozess zentral ist.

Weitere Vertiefung der Zusammenarbeit von Schule und Gewerbe wird angestrebt
Im Weiteren wurden Pläne entwickelt, wie die Zusammenarbeit vertieft werden kann. Als mögliches Szenario wurde unter anderem ein Projekt «Seitenwechsel» genannt, bei dem Lehrstellenanbieter aktiv den Berufswahlunterricht in der Schule begleiten, im Gegenzug Lehrpersonen Lehrbetriebe aufsuchen. Ein weiteres Projekt, dass in einigen Gemeinden bereits zum Tragen kommt, ist die Organisation von regionalen «Lehrstellenbörsen». Diese schafft Gelegenheiten, bei welchen sich angehende Lehrlinge, Eltern und Lehrbetriebe begegnen können. Auch soll der Zukunftstag Plus in anderen Regionen seine Fortsetzung finden. Einig war man sich, dass weitere Anstrengungen notwendig sind, um den Übergang von der Schule in die Berufslehre zu verbessern. Angesichts der Bedeutung dieses Schrittes sind diese gerechtfertigt, geht es doch um nichts Geringeres als die berufliche Zukunft der kommenden Generation.

Text: Dieter Hodel (Anzeiger vom Rottal), Fotos: SIGA

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